Wiener Straße

Alle wollen in Erwins Kneipe arbeiten, am liebsten hinter dem Tresen, nur Frank Lehmann macht den Putzjob. Das Café Einfall steht in der Wiener Straße in Kreuzbergs Osten, frequentiert von Künstlern, die leer stehende Häuser "instandbesetzen". Wiener Straße Über Erwins Kneipe ziehen gerade Frank Lehmann und seine Kumpel ein. - Sven Regeners Roman schließt unmittelbar an den letzten Teil seiner (nicht chronologisch erzählten) Lehmann-Trilogie an, "Der kleine Bruder" von 2008 (BP 09/128), in dem Frank Lehmann im November 1980 von Bremen nach Berlin kommt, um seinen großen Bruder zu suchen. Das kann man, muss man aber nicht wissen. Der Einstieg ist rasant, ein dreiseitiger Endlossatz in erlebter Rede aus Erwins Perspektive katapultiert den Leser in die Geschichte hinein, es folgen filmartige, kurze Schnitte zwischen Wohnung, Kneipe und Baumarkt. Die kurzen Abschnitte mit wechselnder Perspektive sind aufschlussreich und witzig, weil jede neue Sichtweise die vorherige gleich wieder hinterfragt/widerlegt/persifliert. Das liest sich locker herunter, auch die kurzen Dialogszenen auf Berlinerisch stören nicht. - Ein Muss für alle Lehmann-Fans, ansonsten ein satirisches Berliner Zeitkolorit mit ironischem Blick auf den Kunstbetrieb.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Wiener Straße

Wiener Straße

Sven Regener
Galiani (2017)

295 S.
fest geb.

MedienNr.: 862490
ISBN 978-3-86971-136-2
9783869711362
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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