Einer von den Guten
Kriminalpolizist Ben Neven hat in den Vorgängerbänden einen Pädophilen-Ring aufgespürt. Seine eigenen Neigungen haben sich dabei immer weiter herauskristallisiert. Im dritten Band ist er nun bereits im ersten Satz dabei, „Böses zu tun“. Gleichzeitig vernehmen er und sein Team einen Pfarrer, „einen Mann Gottes“, also einen der Guten – so wie Ben sich als Polizist auch versteht. – Der mit Krimi-Preisen ausgezeichnete Autor schildert das Geschehen wieder aus den wechselnden Perspektiven seiner Protagonisten. Im Fokus ist dabei außer dem zwiespältigen Ben Neven, der glücklich verheiratet ist, eine Tochter hat – und beim Treffen mit einem Jungen auf „Einvernehmlichkeit“ hofft, ebendieser 13-jährige Adrian. In seinen Erzählpassagen erscheint er sehr reflektiert, „hat das Gefühl, erwachsener zu sein als dieser Mann“ (S. 22). Adrian wird von seinem Vater und dessen Freund zum Anschaffen geschickt, damit das Geld zur schwangeren Mutter nach Rumänien geschickt werden kann. Ein Hoffnungsschimmer kommt auf, als Adrian die gleichaltrige Vera kennenlernt, die ihm ein „normales“ Familienleben zeigt. Und Ben öffnet sich einem Ex-Kollegen, der ihn zu einem Therapeuten schickt. – Eine eindrückliche und spannende Lektüre, zum Glück ohne explizite Details.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Einer von den Guten
Jan Costin Wagner
Galiani Berlin (2023)
201 Seiten
fest geb.