Regierung ohne Volk
Die Journalistin Ursula Weidenfeld legt in diesem lesenswerten Buch offen, wie sich in den letzten Jahren das demokratische System in Deutschland gewandelt hat. Gleichzeitig unterbreitet sie Vorschläge zu einer notwendigen Verbesserung der gegenwärtigen Strukturen, um Staatskrisen wie in anderen Ländern - z.B. USA, England, Italien, Griechenland - zu vermeiden. Klar, sachlich, kompetent und allgemein verständlich analysiert die Autorin die maßgeblichen Veränderungen im Politikbetrieb, die sich u.a. darin äußern, dass zum einen die Bürger in politische Prozesse immer weniger eingebunden werden und zum anderen das Parlament von der Regierung getroffene Entscheidungen nur mehr "abnicken" darf. Die so verloren gegangene Bindung zu den Bürgern schürt Misstrauen, Resignation und führt zur Ablehnung des politischen "Establishments", wenn man nicht gegensteuert. Die nachfolgenden Verbesserungsvorschläge, die auf einer weitreichenden Emanzipation der Bürger zu einer wachen und selbstbewussten Zivilgesellschaft basieren und Staat und Bürger auf gleicher Augenhöhe sehen, verweisen z.B. auf eine rechtlich abgesicherte Einbindung der Bürger beim Aufbau einer effizienten Verwaltung oder bei Großprojekten, in der Stärkung der Kommunen, der Bürgernähe der Polizei und in einem "Europa a la carte". - Ein gelungener Denkanstoß, großen Beständen sehr zu empfehlen!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Regierung ohne Volk
Ursula Weidenfeld
Rowohlt Berlin (2017)
299 S.
fest geb.