Der aufblasbare Kaiser

Otto von Habsburg ist dieser "aufblasbare Kaiser" (weil Kaiser ohne jeden Legitimationsanspruch) in dem äußerst vergnüglichen Roman des aus St. Pölten stammenden Redakteurs des Satiremagazins "Titanic". Bis zu seinem Tode 2011 hatte er an seinen Der aufblasbare Kaiser irrealen Thronansprüchen festgehalten - und mit ihm der Club der "Legitimisten", ein bunt gemischter Altherrenclub von aus der Welt gefallenen Sonderlingen, der die Wiedereinführung der konstitutionellen Monarchie in Österreich herbeidiskutieren will, dringend herbeisehnt, ja sich sogar zu einer ebenso erfolglosen wie bedauernswert hilflosen Flugblattaktion auf einer Demo gegen die Wiener Parkplatzsituation hinreißen lässt. Vera Beacher, eine junge Wienerin, kommt zufällig mit diesem Club in Kontakt, fühlt sich unter all diesen skurrilen Typen durchaus wohl und mischt als attraktive junge Frau die Runde gehörig auf. - Soweit der überschaubare Plot dieser Satire. Fast vom ersten Satz an spürt man, dass es dem jungen Autor Spaß macht, dem Leser (bei allem Detailrealismus) ein phantasievoll-skurriles Zerrbild von Teilen der Wiener Gesellschaft vorzustellen. Ihm geht es dennoch nicht um Entlarvung oder Anklage. Alle seine Figuren werden beinahe liebevoll mit treffsicherem Stift karikiert und der Leser hat seinen Spaß daran. Auch weil der Autor dieser phantasievollen Persiflage sich als Meister der Dialoge erweist und zudem in bewundernswerter Weise den Jargon der von ihm persiflierten Milieus beherrscht. Zu Recht findet sich dieser ungewöhnlich spritzige Roman auf der Longlist des Deutschen Buchpreises!

Der aufblasbare Kaiser

Der aufblasbare Kaiser

Michael Ziegelwagner
Rowohlt Berlin (2014)

248 S.
fest geb.

MedienNr.: 406507
ISBN 978-3-87134-767-2
9783871347672
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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