3000 Euro

Der Autor des Erfolgsromans "Sickster" (BP/mp 11/811) erzählt in seinem zu Recht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises gelandeten Roman die ineinander verflochtenen Geschichten zweier Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen, eigentlich 3000 Euro ohne gravierendes eigenes Verschulden an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. 3000 Euro entscheiden über beider Schicksal. Männliche Hauptfigur ist Anton, ein gescheiterter Jurastudent, der aus seinem sozialen Umfeld herauskatapultiert wurde und inzwischen in einem Obdachlosenheim lebt. Wegen ursprünglich 3000 Euro Schulden, die sich mittlerweile allerdings verdreifacht haben, steht ihm ein demütigender Prozess bevor. Er wird ihn verlieren. Einen Ausweg sieht er nicht. "Der Entschluss zum Selbstmord begleitet ihn nun schon anderthalb Jahre." (S. 39) Weibliches Pendant ist Denise, alleinerziehende Mutter, die der Versuchung nicht widerstehen konnte, ihr mageres Gehalt als Kassiererin durch ein paar Pornofilmchen aufzubessern und die nun in ständiger Angst lebt, erkannt zu werden. Beide kommen sich näher, lieben sich wohl auch, aber auch ihre Beziehung bleibt prekär. Denise könnte Anton mit ihrem hart erkämpften Honorar von 3000 Euro aus der Bredouille helfen. Aber warum sollte ausgerechnet sie mehr Solidarität beweisen als die gut situierten "Freunde" aus Antons früherem Leben? - Eine bittere Bestandsaufnahme, die unserer mitleidlosen, zutiefst oberflächlichen und materialistischen Gesellschaft einen Spiegel vorhält und die plastisch vor Augen führt, wie schmal der Grat zwischen bürgerlicher Wohlanständigkeit und Absturz sein kann. Der zweite Roman des jungen Autors ist makellos komponiert, fesselnd authentisch erzählt und vorbehaltlos zu empfehlen.

3000 Euro

3000 Euro

Thomas Melle
Rowohlt Berlin (2014)

203 S.
fest geb.

MedienNr.: 579441
ISBN 978-3-87134-777-1
9783871347771
ca. 18,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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