Bilder deiner großen Liebe

Isa, minderjährige Insassin einer psychiatrischen Anstalt, gelingt unversehens die Flucht. Ohne eigentlichen Anlass und ohne konkretes Ziel zieht sie los, nicht einmal Schuhe trägt sie bei ihrer Flucht über Wälder und Felder, durch Städte und Bilder deiner großen Liebe Dörfer. Meist wandert sie nachts, hier fühlt sie sich den Sternen und dem gesamten Kosmos nahe, hängt ihren Erinnerungen nach, wird sich ihrer Endlichkeit bewusst. In der Schlussszene hantiert sie symbolträchtig mit einer Pistole, die sie einem toten Förster abgenommen hat. Es handelt sich wie bei Herrndorfs bekannten Jugendroman "Tschick" um ein Road-Movie, hier allerdings zu Fuß und mit zerschnittenen Füßen, einer Verletzung, die sie sich bei einem Einbruch zugezogen hat. Es ereignen sich mehrere Begegnungen mit Männern. Am Ende trifft sie auf einer Müllhalde die zwei vierzehnjährigen Jungen aus "Tschick". Die locker gefügten Episoden stehen oft unverbunden nebeneinander, allesamt sind sie von merkwürdiger Eindringlichkeit und erfahren eine eigenwillige Deutung durch die "verrückte" Protagonistin. Melancholie und Todesmotive, aber auch Gefühle des Einklangs mit sich und der Schöpfung oder schnoddrig kommentierte Realitätserfahrungen werden zu einem seltsam faszinierenden Amalgam komponiert. Das Fragmentarische, in diesem Falle nicht gewollt, sondern durch die nachlassende Schaffenskraft und den vorzeitigen Tod Herrndorfs bedingt, passt dennoch zu dem Lebensgefühl des jungen sich suchenden Mädchens.

Bilder deiner großen Liebe

Bilder deiner großen Liebe

Wolfgang Herrndorf
Rowohlt (2014)

140 S.
fest geb.

MedienNr.: 408324
ISBN 978-3-87134-791-7
9783871347917
ca. 16,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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