Vielleicht Marseille

Acht Monate nach dem Tod ihres Mannes flüchtet Ann vor Trauer und Erinnerung, hinterlässt keine Nachricht, nicht einmal ihrem erwachsenen Sohn Theo. Sie fährt los, und ihr erstes zufälliges Ziel ist Salzburg, wo sie Luc Gaspard trifft, einen Kriminalkommissar Vielleicht Marseille aus Marseille, der eine Stelle bei Europol antreten und in Salzburg seine Antrittsrede vor Kollegen halten soll. Aber Luc entzieht sich der neuen Stelle, fährt stattdessen mit Ann, der jeder Weg recht ist, Richtung Marseille, zurück zu seiner Frau Miyu und seinen beiden Kindern. Aber eigentlich will er immer noch nicht in sein altes Leben zurück, und sie verbringen beide eine Nacht zusammen. Am nächsten Morgen fährt Ann mit seinem Auto weg, hinterlässt aber ihr Handy; er muss den Zug nach Marseille nehmen. So erreicht Theo bei einem seiner zahlreichen besorgten Anrufe den Kommissar, der sich mit Namen und Adresse meldet. Theo, der nicht über die Trennung von seiner Freundin Lisa wegkommt, fährt nach Marseille und trifft dort die besorgte Miyu, die nicht weiß, wie es mit Luc und den Kindern weitergehen soll. - Die Autorin lässt die vier Protagonisten in leicht schwebenden, sich abwechselnden inneren Monologen erzählen, ein Erinnerungs- und Gedankenfluss mit fließenden Übergängen zwischen Erinnerung und Gegenwart. Eine kunstvoll komponierte Erzählung, für literarisch interessierte Leser ein Genuss.

Gudrun Eckl

Gudrun Eckl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Vielleicht Marseille

Vielleicht Marseille

Katerina Poladjan
Rowohlt Berlin (2015)

171 S.
fest geb.

MedienNr.: 798878
ISBN 978-3-87134-810-5
9783871348105
ca. 18,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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