Hinter Sibirien

Der Titel des Buches macht neugierig, denn was wissen wir schon vom Fernen Osten Russlands? Das erste Durchblättern enttäuscht freilich. Kleine mickrige Schwarzweiß-Fotos wirken nicht gerade einladend. Doch dann die geheimnisvollen Namen der Reisestationen. Hinter Sibirien Gerne folgte man dann doch dem Schriftstellerehepaar, das kapitelweise abwechselnd von ganz alltäglichen Begebenheiten in Wladiwostok, Blagoweschtschensk, Tschita, Ulan-Ude und am Baikalsee berichtet. Nicht touristische Sehenswürdigkeiten interessieren, sondern die Begegnung mit Menschen z.B. während der Tage in der Transsibirischen Eisenbahn, Auseinandersetzungen mit resoluten Chefinnen, Frauentag mit blauem Bier, Eisbad der Männer bei hohen Minusgraden, und immer große Gastfreundschaft, offene Gespräche über die sowjetische Vergangenheit, über Putin und die wirtschaftliche Tristesse, auch Kontakt zu praktizierenden Christen und vor allem viel Alltagsatmosphäre. Poladjan, eine gebürtige Russin, kehrt ins Land ihrer Kindheit zurück, und ihr Mann Henning Fritsch erzählt aus der Perspektive des Fremden. Die aneinandergereihten Momentaufnahmen werden vor allem von Poladjan erzählerisch geschickt variiert. Ab mittleren Beständen empfehlenswert.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Hinter Sibirien

Hinter Sibirien

Katerina Poladjan ; Henning Fritsch
Rowohlt Berlin (2016)

267 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 587723
ISBN 978-3-87134-841-9
9783871348419
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Er
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