Winter im Sommer - Frühling im Herbst
Die Beschreibung des eigenen Lebens im Rückblick auf sieben Lebensjahrzehnte ist nüchtern gehalten, doch mit spürbarem Engagement für die Grundrechte der Menschen. Der Titel hält bildlich Gaucks Lebensweg von Unterdrückung zur Freiheit fest. Die glückliche Kindheit in Vorpommern an der Ostsee, das Erleben des Einmarsches der Roten Armee, die Verschleppung des Vaters nach Sibirien prägen ihn und seine Familie. Kein Wunder, dass er in der Schule gegen Bevormundung und politisch motivierte Ungerechtigkeit protestiert. Weniger aus Berufung, mehr wegen des gewissen Freiraums entschließt er sich, Theologie zu studieren. Als Pastor lässt er sich nicht "gleichschalten" und ist seiner Gemeinde eine echte Stütze. Aus seinem Lebensbericht erwächst ein plastisches Bild der Unfreiheit und Überwachung, das die DDR geprägt hat. Als Westdeutscher versteht man die Vorgänge vor und nach der Wende besser, wenn man diesen zeitgenössischen Lebensrückblick mit einigen Fotos gelesen hat.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Winter im Sommer - Frühling im Herbst
Joachim Gauck. In Zsarb. mit Helga Hirsch
Siedler (2009)
344 S. : Ill.
fest geb.