Karl May
Wie erklärt sich die bis heute fortdauernde Beliebtheit des Erfolgsautors Karl May? Der Journalist Rüdiger Schaper ist dieser Frage nachgegangen, indem er die Verfilmungen untersuchte. Dabei hat er erstaunliche Parallelen zwischen dem Werk Karl Mays und Mythen und Produktionsweisen der Filmwelt herausstellen können. Karl May zeichnet er als genialen Dilettanten und Märchenerzähler, der gleichsam zur Droge werde. Die Werke des missionarischen Schriftstellers erscheinen ihm gleichsam als Treibhausgewächse. Dabei sei Karl May Kind der wilhelminischen Zeit, indem er Kolonien der Fantasie errichtet. Zugleich zeige er sich aber auch als der große Kritiker kapitalistischer Welteroberung und pathetischer Pazifist. Die Modernität dieses Bestsellerautors beruhe auch auf seiner Weltflucht und Naturreligiosität. Schapers Darstellung liebt kräftige Bilder, eine recht pointierte Ausdrucksweise, so wenn er z.B. von Winnetou als "femininem Mannsbild" spricht oder Karl May als einen "Desperado ewiger Kindheits- und Jugendgründe" bezeichnet. Zu dieser effektbetonten Sprache passt, dass sich Rüdiger Schaper seines unumstößlichen Urteils immer ganz sicher ist. Die 18 Kapitel werden durch kleinere Schwarz-Weiß-Bilder aufgelockert. Hilfreich ist ein Personenregister. Ab mittleren Beständen.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Karl May
Rüdiger Schaper
Siedler (2011)
238 S. : Ill.
fest geb.