Frauen

Die Dokumentarfilmerin Eva Einársdottir steckt in einer beruflichen und persönlichen Krise. In Reykjavik will sie ihren Mann zurückerobern, der sie verlassen hat. Ein Bekannter bietet ihr seine luxuriöse Penthouse-Wohnung an, gegen Blumengießen Frauen und die Katze füttern. Schon bald nach ihrem Einzug merkt Eva - und auch der Leser -, dass vieles nicht stimmig ist: keine Blumen und keine Katze sind da, dafür eine Tür, die sich nicht öffnen lässt, ein sonderbarer Fahrstuhl, eine rätselhafte Vertiefung in der Wand und keine Mitbewohner außer einer nervigen Alten. Ein Albtraum beginnt: Eva ist vorbelastet durch eine traumatisierte Vergangenheit und alkoholabhängig. Sie, die einen jungen frauenfeindlichen Skandalkünstler bewundert, scheint direkt in eines seiner Experimente geraten zu sein: Die Wohnung wird zum Gefängnis, sie wird regelmäßig narkotisiert, vergewaltigt, gefoltert - der Leser weiß oft nicht, was wirklich ist und was Projektionen von Evas bildgewordenen Ängsten und Bedrückungen sind. Gewaltszenen, Psychoterror und die eingefügten provokativen, frauenverachtenden Thesen schockieren; der Autor baut eine Faszination des Schrecklichen auf, der man sich kaum entziehen kann. Eva und die anderen Frauen in der Geschichte sind willenlos den dominierenden Männern ausgeliefert. Bragi stellt die Frage nach den Grenzen der Kunst und den Grenzen im Umgang der Geschlechter. Seine Kritik am zügellosen Kapitalismus, in dem Macht- und Profitgier keine Rücksicht mehr auf den Wert des menschlichen Lebens nehmen, ist nur für nervenstarke und literarisch anspruchsvolle Leser geeignet. (Übers.: Kristof Magnusson)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Frauen

Frauen

Steinar Bragi
Kunstmann (2011)

254 S.
fest geb.

MedienNr.: 349877
ISBN 978-3-88897-724-4
9783888977244
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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