The Corner

Die "Corner" ist ein Drogenumschlagplatz auf offener Straße. Zahlreiche Corners verändern die Innenstadtviertel der US-Metropole Baltimore nachhaltig. Jetzt herrscht dort gesellschaftlicher Niedergang. Wer kann, zieht weg. Übrig bleiben die Abhängigen, The Corner Kranken und sozial Schwachen. Das Buch ist eine lange, drastische Sozialreportage, die in eine exzellente Romanform gebracht wurde. Erzählt werden die Ereignisse des Jahres 1993 rund um eine dysfunktionale, afroamerikanische Familie: Gary, früher Kleinunternehmer, ist seit vier Jahren auf harten Drogen. Er lebt von seiner Partnerin Fran, die zwischenzeitlich auf Entzug geht, getrennt. Ihr ältester Sohn DeAndre ist auf sich allein gestellt; sein Leben bewegt sich zwischen Schulbesuch und ersten Deals auf der Straße. Hinzu tritt ein gutes Dutzend Hauptfiguren: DeAndres schwangere Freundin; die Sozialarbeiterin Ella, die ihre Tochter verloren hat; der Heroinabhängige Curt, dessen körperlicher Verfall mit jedem Monat deutlicher wird. - Das Buch ist ein Plädoyer für eine veränderte Drogenpolitik. Der in den USA seit Langem schwelende "War on Drugs" führe nur zu sozialer Ausgrenzung und verhindere eine differenzierte Sicht auf Laster, Schuld und Kriminalität. Statt sich der Menschen anzunehmen, habe die Gesellschaft die Brennpunkte längst aufgegeben. Die Corner werde so zu einem alles verschlingenden Universum, in dem Gesetze, Bildung und Sozialverhalten keine Gültigkeit mehr haben.

Thomas Völkner

Thomas Völkner

rezensiert für den Borromäusverein.

The Corner

The Corner

David Simon und Edward Burns
Kunstmann (2012)

796 S.
fest geb.

MedienNr.: 571660
ISBN 978-3-88897-744-2
9783888977442
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So, Ge
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