Wenn die Nacht am stillsten ist
"Am Ende geht es um den Moment", damit beginnt und endet dieses Buch um eine schmerzhafte Liebesgeschichte. Auf diesen Moment läuft alles hinaus, als Anna nachts an Ludwigs Bett sitzt, der Schlaftabletten genommen hat. Um sich umzubringen? Anna weiß nicht, ob Ludwig sie hört, aber jetzt spricht sie mit ihm über alles Schwere in ihrem Leben, das er niemals hören wollte, weil es in seiner Welt des Erfolges um jeden Preis, des perfekten Auftritts, keine Geltung hatte. Sie erzählt ihm vom Selbstmord ihres Vaters, davon, dass ihre Mutter seither an unheilbaren Depressionen leidet und in einem Pflegeheim lebt und von ihrem eigenen inneren Getriebensein, das sie bis nach Südafrika hat fliehen lassen, wo sie drogensüchtige Freunde zurückgelassen hat, um die sie sich sorgt. Acht Monate lang sind sie und Ludwig ein Paar gewesen, heimlich, da sie bei demselben Hamburger Magazin arbeiten und Ludwig Angst hat vor Bindungen und Gefühlen. Am Morgen des Tages zuvor hat er mit ihr Schluss gemacht, einfach so. Später hat er erfahren, dass ein früherer Freund aus Rache publik gemacht hat, dass er seine Texte "frisiert". Diesen bedeutsamen Tag, ihre Liebesgeschichte und ihre Vergangenheit lässt Anna nun Revue passieren. Eine eindringliche Geschichte um das Bedürfnis nach Nähe, um Trauer und Einsamkeit.
Lotte Husung
rezensiert für den Borromäusverein.
Wenn die Nacht am stillsten ist
Arezu Weitholz
Kunstmann (2012)
222 S.
fest geb.