Hugo Chávez
Es ist ungewöhnlich, dass dem gerade 52-jährigen Präsidenten eines lateinamerikanischen Staates auf dem deutschen Buchmarkt bereits eine Biographie gewidmet wird, aber Chavez steht auch als erster gewählter Präsident für eine Entwicklung auf dem "US-amerikanischen Hinterhof" Lateinamerika hin zu deutlich linksorientierten Staatschefs wie später dann in Brasilien, Argentinien oder Bolivien. So dient denn auch die Biographie eher als Aufhänger, die turbulente, chaotische und ziemlich undurchsichtige Geschichte Venezuelas der letzten 10 bis 15 Jahre zu erzählen. Der Autor macht aus seiner Sympathie für Chavez kein Hehl, bemüht sich aber auch um objektive Nüchternheit. Die stärksten Passagen des Buches sind die Beschreibung der massenmedialen Vorbereitung und Anheizung des Putschversuchs gegen Chavez vom April 2002 und des vielschichtigen Kampfes um größeren staatlichen Einfluss auf das Öl- und Gasgeschäft, das fest in der Hand internationaler Konzerne lag. - Aufgrund des speziellen Themas v.a. für Büchereien mit ausgeprägter Eine-Welt- und Solidaritätsarbeit in der Gemeinde zu empfehlen.
Stefan Schohe
rezensiert für den Borromäusverein.
Hugo Chávez
Christoph Twickel
Ed. Nautilus (2006)
349 S. : Ill.
fest geb.