Die Sippe

Katharina Hoffmann steht am Abgrund, knapp einer Vergewaltigung entgangen, am Ende ihrer Affäre und zu allem Überfluss verschwindet auch noch ihre Schwester Sara. Die Suche nach ihr führt Katharina in das kleine Dörfchen Grantzow. Sie strandet wegen eins Unfalls in dem Ort; Ursel nimmt sie bei sich auf. Zwischen ihnen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft mit Höhen und Tiefen. Um in das Geheimnis um den Ort eingeweiht zu werden und so das Verschwinden ihrer Schwester aufklären zu können, muss sie Mitglied der Sippe werden. Einmal im Kreis aufgenommen, erkennt sie die Brisanz der Lage und versucht zu fliehen. - Der Krimi ist nicht nur durch die aktuellen Themen "Reichsbürger" und "Völkische Siedler" spannend, sondern schafft es gerade zum Ende hin, die verschwommenen Grenzen zwischen behördlichen Zuständigkeiten, angemessenem Vorgehen des Verfassungsschutzes, politischen Engagement der Gruppen und reinem Überlebenswillen zu verwischen. Das Buch wirkt nach, da es mit der Frage endet: Ist es Aufgabe der Behörden, den Funken eines Feuers selbst zu entzünden oder ist es ihre Aufgabe, das Feuer im Keim zu bekämpfen (S. 302)? Neben den politischen Fragen, die die Geschichte aufwirft, fehlen aber ebenso die menschlichen nicht: wie bleibt das Leben in abgelegenen Regionen mit der Schnelllebigkeit der Großstadt vereinbar, wer bietet "Gestrandeten" Hilfe, wie schaffe ich Raum in einer festen Gemeinschaft? Ein hochbrisanter, in aktueller Form sicher auch aufklärender und noch dazu hoch spannender Krimi, der in keiner Bücherei fehlen sollte!