Das armenische Tor

Eigentlich einem gemächlichen Ruhestand nahe, nimmt sich Rechtsanwalt Schlüter zweier Fälle an, die es in sich haben. Nach einer Veranstaltung türkischer Völkermordleugner wird die dort um Richtigstellung bemühte und damit einen Tumult auslösende Das armenische Tor Armenierin Anahid auf dem Heimweg von mehreren Männern vergewaltigt. Zeitgleich wird ein Unbekannter ermordet aufgefunden, in der Hosentasche ein zerrissener Zettel mit einer Liste armenischer Namen, türkischer Orte und der Quittung eines Cafés in der iranischen Stadt Täbriz. Wer war der Tote, was wollte er von Schlüter, und haben die beiden Fälle miteinander zu tun? Mit der Hilfe von Anahid macht sich Schlüter auf nach Täbriz, und findet sich - wie die Leserschaft - mittendrin in der tragischen Geschichte des bis heute schwelenden Hasses zwischen Armeniern, Türken und Aserbeidschanern, der immer wieder aufflammt und geschürt wird, und zu Unruhen, Morden und Krieg führt. - Sehr gut recherchiert, mit vielen Bezügen zu realen Vorkommnissen (u.a. widerrechtliche Annexion von Vermögen Verstorbener, Abschiebung in völlig fremde "Heimatländer", Schändung religiöser Stätten und Aufruhr von religiösen (?!) Fanatikern); eine spannende Story, die mit "Kriminalroman" nur sehr unzureichend charakterisiert ist. Für Leser/-innen mit Geschichtsbewusstsein und mehr Anspruch als das Genre üblicherweise zu bieten hat.

Elisabeth Bachthaler

Elisabeth Bachthaler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das armenische Tor

Das armenische Tor

Wilfried Eggers
grafit (2020)

365 Seiten
kt.

MedienNr.: 602031
ISBN 978-3-89425-760-6
9783894257606
ca. 14,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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