Czernin oder wie ich lernte, den Ersten Weltkrieg zu verstehen

Obwohl Hans von Trotha in seinem Roman anhand eingehender und sehr umfangreicher Recherchen sehr realistisch diese Epoche beschreibt, bindet er das Geschehen in eine romanhafte Handlung ein, die den Leser durchaus fesseln kann. Max von Andersleben, Czernin oder wie ich lernte, den Ersten Weltkrieg zu verstehen ein Student aus Ostberlin, soll für seine in Österreich lebende Großmutter eine alte Aktentasche aufbewahren. Er findet darin Unterlagen seines Urgroßvaters, des Grafen Ottokar Czernin. Dieser war ein erfolgreicher Politiker, er glänzte als Gesandter in Rumänien, als Außenminister des österreichischen Kaisers und als Verhandlungsführer in Brest-Litowsk. Er war ein Gegenspieler von Trotzki und zugleich ein gefeierter Friedensbringer. Doch 1918 stürzte er über eine bis dato nicht geklärte politische Affäre. Von seinen Gegnern wurde er bis über seinen Tod hinaus bekämpft, aber in den Geschichtsbüchern findet er kaum oder keinerlei Erwähnung. Erst die Papiere, die nun sein Urenkel besitzt, bringen Licht in das Dunkel. Trotz der spannenden Romanhandlung vermittelt das Buch dem Leser fundiert die Hintergründe, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führten. Es zeigt die Machtlosigkeit des Habsburger Reichs auf und es beschreibt sehr sachlich das Wirken und das Schicksal des Außenministers Czernin, der immer an die monarchistische Idee glaubte, aber an dem Handeln der verantwortlichen Politiker verzweifelte. Eine sehr zu empfehlende Lektüre.

Edith Schipper

Edith Schipper

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Czernin oder wie ich lernte, den Ersten Weltkrieg zu verstehen

Czernin oder wie ich lernte, den Ersten Weltkrieg zu verstehen

Hans von Trotha
Nicolai (2013)

495 S.
fest geb.

MedienNr.: 393353
ISBN 978-3-89479-795-9
9783894797959
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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