Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet.

Wer kann sich heute noch an deutsche Fußballnationalspieler jüdischen Glaubens erinnern? Wenn man nachforscht, dann wird man immer wieder vor einer Mauer stehen, die, bildlich gesprochen, durch den Nationalsozialismus errichtet wurde. Es spricht für die gründliche Recherche des Publizisten Werner Skrentny, dass er Nachkommen des ersten deutschen Spielers, der mit zwei verschiedenen Vereinen deutscher Meister wurde, gefunden und selbst in den spärlichen Unterlagen des DFB noch einige Daten und Fakten entdeckt hat, um eine spannende und auch erschütternde Biografie von Julius Hirsch zu schreiben. "Juller" Hirsch wurde 1892 geboren und war von klein auf ein begeisterter Fußballer. So kam er schon als 17-jähriger in die erste Mannschaft seines Heimatvereins Karlsruher FV, mit dem er 1910 deutscher Meister wurde. Dies gelang ihm 1914 auch mit der SpVgg Fürth. Er spielte siebenmal für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und schoss im Länderspiel gegen Holland vier Tore. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er für Deutschland und bekam das Eiserne Kreuz II. Klasse. Während des Nationalsozialismus wurden er und seine Familie von den Nazis immer mehr erniedrigt und gedemütigt. Sein Schicksal ist das vieler national gesinnter Juden, die sich nicht vorstellen konnten, dass der Staat ihnen als kaisertreuen Deutschen und Frontsoldaten des Ersten Weltkrieges nach dem Leben trachten würde. Er verdrängte die Gefahr, bis eine Flucht nicht mehr möglich war. Im März 1943 wurde er vermutlich nach Auschwitz deportiert und ermordet. 2005 rief der DFB den Julius-Hirsch-Preis ins Leben, der Personen und Organisationen ehrt, die sich für Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit engagieren. Das Buch ist sehr gut und zum Teil unterhaltsam zu lesen. Dabei ist der zeitliche Bereich, in dem der Fußballsport seinen Kinderstiefeln entwächst, auch historisch interessant. - Ein wichtiges Buch, allen Büchereien sehr empfohlen!