Ein schönes Paar
Als Philip nach dem Tod seiner Eltern deren Wohnung ausräumt, werden Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in der DDR und die Flucht der Familie in den Westen wach. Seine Eltern führten eine ungewöhnliche, ja rätselhafte Ehe. Herta hatte ihren Mann Georg mit dessen Vorgesetzten betrogen, um diesen zur Rücknahme einer ungerechtfertigten Anzeige wegen Diebstahls zu bewegen. Dieser Fehltritt aus Liebe führt zum Auszug Hertas aus der gemeinsamen Wohnung und zum dauernden Zerwürfnis der beiden. Obwohl physisch getrennt, verlieren sie sich dennoch nie aus den Augen, beobachten sich heimlich gegenseitig, gehen keine dauernde Partnerschaft mit anderen ein und sterben fast gleichzeitig. Diese romantische, zu Herzen gehende, aber fast nicht nachvollziehbare Konstellation wird überlagert von Philips letztlich auch scheiternder eigener Beziehung in der Gegenwart. - Der sehr sorgfältig komponierte Roman des mehrfach preisgekrönten Autors besticht durch sprachliche Eleganz und durch die psychologisch feinfühlige Personengestaltung. Von besonderem Reiz ist, dass die Recherche Philips tastend-vage bleiben muss, weil sowohl der Vater wie die Mutter sich in den entscheidenden Fragen hinter einer Mauer des Schweigens verschanzt hatten. Es bleiben oft nur Vermutungen. - Lesenswert.
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ein schönes Paar
Gert Loschütz
Schöffling (2018)
235 S.
fest geb.