Vater. Mutter. Kind.

"Ich glaube, das siebte Lebensjahr des Menschen wird gnadenlos unterschätzt." Margit Schreiner nimmt das Leben der Siebenjährigen, die sie einmal war oder gewesen sein könnte, in den Blick. Die Pubertät beginne viel früher, meint sie, es müsse Vater. Mutter. Kind. sich erst einmal alles ansammeln, bis es explosionsartig austrete. Bei dem, was sie beschreibt, beschäftigt sie eine Frage: Gab es die Siebenjährige wirklich oder ist es nur der Erwachsenenblick auf ihr Leben? Leser/-innen ihrer Generation (1953 geboren) werden manches wiedererkennen: das Erwachen des Selbst-Bewusstseins im siebten Lebensjahr, in einer Welt Anfang der 1960er Jahre, ein Leben zwischen Beobachtung und Interpretation, Fehleinschätzung und Demütigung, Unverständnis und Peinlichkeiten. Margit Schreiner gelingt ein Blick ins Innere einer fantasievollen Siebenjährigen, die langsam erwacht, die erwachsen zu werden und zu schreiben beginnt. Oft gerät die Erzählung zur Gradwanderung zwischen Komik und tiefem Ernst, je nachdem, ob man sich in die Siebenjährige hineinversetzt, die versucht, das, was sie beobachtet, zu entschlüsseln oder in die Erwachsene, die sie dabei beobachtet. Sehr lesenswert.

Christiane Raeder

Christiane Raeder

rezensiert für den Borromäusverein.

Vater. Mutter. Kind.

Vater. Mutter. Kind.

Margit Schreiner
Schöffling & Co. (2021)

221 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 604205
ISBN 978-3-89561-283-1
9783895612831
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.