Denkwürdigkeiten

"Regierabauken", "Geistesgauner", "verblichene Witzfiguren" - wenn Eckhard Henscheid sich verschiedener Darsteller des bundesdeutschen Kulturbetriebs von Hans Neuenfels bis zu Heinrich Böll oder Ute Ranke-Heinemann erinnert, dann ist das völlig verklärungsfrei. Denkwürdigkeiten Der gebürtige Oberpfälzer schlug da schon in den 1980er Jahren heftig mit dem Satirehammer drein. Wenn er künstlerische Impotenz und/oder moralische Selbstgefälligkeit witterte, dann schimpfte niemand so erbaulich wie Eckhard Henscheid. Heute ist seine kritische Haltung gegen eine Schriftstellerin wie Luise Rinser schon fast wieder ein Gemeinplatz. "Und ich war im Recht. Wie stets." Das lässt Henscheid sogar auf den Buchumschlag drucken. Wenn jemand wie er "Denkwürdigkeiten" veröffentlicht, dann kann das natürlich keine Memoirenliteratur im üblichen Sinne sein. Henscheid schildert seine heftigen Zu- und Abneigungen, entlarvt das oft genug von Freunderl-Wirtschaft und ideologischem Ballast bestimmte literarische Leben weiland in Westdeutschland. Zwischendurch geht es in diesen Erinnerungen bisweilen sogar nostalgisch zu, wenn der einmal so genannte "Klamaukschriftsteller" über den "Duft der Katholizität" seiner "Knabenära" schreibt, natürlich mit Widerhaken, aber doch liebevoll. Manchmal ist dieses Buch, besonders zum Schluss hin etwas lang geraten, da stockt der satirisch-poetische Atem des Autors, aber geschenkt - Henscheids Denkwürdigkeiten sind virtuose Satire, Sprachkritik und Kulturgeschichte.

Alois Bierl

Alois Bierl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Denkwürdigkeiten

Denkwürdigkeiten

Hermann Henscheid
Schöffling (2013)

412, [16] S. : Ill. (z.T. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 392081
ISBN 978-3-89561-387-6
9783895613876
ca. 22,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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