Die Legende vom goldenen Ei

Nach einer Nahtoderfahrung oder schweren Alptraumepisode wird der kindliche Ich-Erzähler zum Großvater geschickt, der ihm wiederum die Welt durch fantastische Geschichten aus der Vergangenheit erklärt. Das goldene Ei, das gefunden und wieder verloren Die Legende vom goldenen Ei wird, zieht sich als magischer Faden durch die Episoden in einem abgelegenen seeländischen Dorf zu feudalen Zeiten. Die Menschen dort rackern sich ab, um dem kargen Boden Getreide abzutrotzen und sich wenigstens mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen, müssen aber immer gewahr sein, dass der Landesherr dazwischenfunkt und ihre Dienste einfordert. Zwar sind sie nominell brave Christen, verharren aber in einem Weltbild voller mythischer Wesen und praktizieren allerhand Riten, um Naturgeister zu besänftigen. - Der Autor lässt den Leser ganz in diese unserer rationalen Welt so entgegengesetzten Denkweise eintauchen und mit den Dörflern und ihren Außenseitern mitfühlen. Mit Vor- und Rücksprüngen verschachtelt er die Geschehnisse so ineinander, wie sie Geschichtenerzähler in einer schriftlosen Gesellschaft wahrscheinlich immer tradiert haben. Was uns als absurder Aberglaube erscheint, war für die Menschen von Pederup ihre Wirklichkeit mit Moorweibern, Winselfrauen und Kraftsteinen. Ramsland stößt mit diesem Buch die Tür auf zum Nachdenken, dass unsere Weltsicht nicht die einzig mögliche ist.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Legende vom goldenen Ei

Die Legende vom goldenen Ei

Morten Ramsland
Schöffling & Co. (2018)

275 S.
fest geb.

MedienNr.: 896270
ISBN 978-3-89561-422-4
9783895614224
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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