Straßen von gestern
Der Roman von Silvia Tennenbaum über die fiktive Frankfurter Familie Wertheim ist bereits 1983 erstmals in deutscher Sprache erschienen (s. dnb/BP 83/776) und war seit Langem vergriffen. Er wurde jetzt neu aufgelegt, weil er im April 2012 im Mittelpunkt der Aktion "Frankfurt liest ein Buch" steht. Die Autorin ist selbst gebürtige Frankfurterin und der Roman trägt auch autobiografische Züge. Die Wertheims sind eine vielköpfige, alt eingesessene Kaufmannsfamilie mit Geschäftsverbindungen in die ganze Welt. Sie betätigen sich als großzügige Mäzene in ihrer Heimatstadt und feiern Weihnachten im großbürgerlichen Stil. Das Buch beginnt mit der Geburt von Lene Wertheim im Jahre 1903. 1938 gelingt es Lene, sich über Paris in die USA in Sicherheit zu bringen, aber nicht alle Familienangehörigen entgehen dem Holocaust. - Ein episch breiter Roman, der die tragische Geschichte der deutschen Juden zwischen Assimilation, Vertreibung und Vernichtung exemplarisch darstellt und auch deutlich macht, welchen kulturellen Verlust Deutschland durch die Judenvernichtung erlitten hat. Gerne empfohlen! (Übers.: Ulla de Herrera)
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Straßen von gestern
Silvia Tennenbaum
Schöffling (2012)
653 S. : Kt.
fest geb.