Der Friedhof lebt!
Friedhöfe erwecken in jedem verschiedene Gefühle und Erinnerungen. Bei dem einen sind es die vertrauten Besuche in der Kindheit, beim anderen der schwere Gang zum Grab eines Angehörigen oder nahestehenden Menschen. Die Autorin hat knapp 100 Friedhöfe besucht, Dorffriedhöfe, Zentralfriedhöfe und Ruheforste. Für sie sind Friedhöfe grüne Inseln im Alltag, Rückzugsorte für Mensch und Tier, bunter Lebensraum und Naturparadiese. Es ist eine subjektive Bestandaufnahme, ein Reisebericht, keine systematische und wissenschaftlichen Untersuchung. Das macht dieses Buch sympathisch und lesenswert. Trotzdem ist da aber auch der geschulte Blick der Geoökologin und eine klare inhaltliche Gliederung. Vor- und Nachwort sind aufschlussreich und interessant, es gibt ein Glossar des Friedhofsvokabulars, Hinweise auf rechtliche Fragen, eine Liste von Symbolpflanzen und ihre Bedeutung, aber auch Berechnungen zur Ökobilanz des Todes. Thematisch passend werden bei jedem Gliederungspunkt Friedhöfe in ganz Deutschland genannt, die es sich lohnt zu besuchen. Der Friedhof von Sigrid Tinz ist ein bisschen wild und naturnaher, als wir es gewohnt sind, aber sie bringt dem Leser nahe, dass es sich lohnt umzudenken. Ein Buch vielleicht nicht nur für Friedhofsbesucher, sondern auch für den naturnahen Gärtner.
Renate Feldmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Friedhof lebt!
Sigrid Tinz
pala verlag (2021)
157 Seiten : zahlreiche Illustrationen (farbig)
fest geb.