Sprechen wir über Eulen - und Diabetes
Der in den USA und England lebende David Sedaris ist ein Registrator des schiefgehenden Alltagslebens. Der Tücke des Objekts und den kleinen Eitelkeiten der Menschen gelten seine Betrachtungen, die seit dem Überraschungserfolg von "Nackt" (1999)
auch in Deutschland Bestseller sind. Der Band "Sprechen wir über Eulen - und Diabetes" setzt das Erzählprinzip des Absurden nahtlos fort. Die erste Story "Zahnärzte ohne Grenzen" spendet der staatlichen Gesundheitsfürsorge, die es in einigen europäischen Ländern anders als in Amerika gibt, ein zweischneidiges Lob. Der französische Zahnarzt lässt seinen Patienten während der wortlosen Behandlung einen TV-Reisekanal anschauen, eine Kollegin rät ihm, die Zahnseide wegzulassen, er habe doch gewiss "abends etwas Besseres zu tun". Verwundert folgt der Leser dem Erzähler in den afrikanischen Busch (wo ein Kookaburra, ein Eisvogel, mit Entenfleisch gefüttert wird), in die Normandie (wohin der erste Obama-Wahlkampf dringt) und in amerikanische Kleinstädte (wo der Autor seinen Lesern beim Signieren absurde Fragen stellt, wie die, wann man zuletzt einen Affen berührt habe). Ein vergnügliches Buch, garantiert sinnspruchfrei, mit einem bizarren Witz, der manchmal die Grenzen zur Peinlichkeit austestet. (Übers.: Georg Deggerich)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.

Sprechen wir über Eulen - und Diabetes
David Sedaris
Blessing (2013)
287 S.
fest geb.