Deutschland, deine Lehrer
Die Autorin dieser umfangreichen Studie sieht die Voraussetzungen für einen gelingenden Unterricht fast ausschließlich in der Verantwortung und Kompetenz der Lehrer bzw. der Schulleitung. Sie stützt sich dabei auf zahlreiche Interviews und Selbsterfahrungsberichte
von Lehrern, Eltern und Schülern (z.B. Internetforen, Umfragen ...) sowie auf die einschlägige pädagogische Literatur und die Ergebnisse der modernen Hirnforschung. Dass der Lehrberuf mit enormen Belastungen verbunden ist, stellt die Autorin keineswegs in Abrede, aber sie betont immer wieder, dass diese ebenso wie das schlechte Image zum Teil selbst verschuldet seien. Der Lehrer, sagt sie etwas pauschal, sollte "den Kampf gegen die Schüler aufgeben und es mit Friedensverhandlungen versuchen." (S. 145) Auch die Ausbildung der Lehrer müsste sich stärker an ihren sozialpädagogischen Herausforderungen orientieren. Als positive Referenzbeispiele für gelingendes, selbst verantwortetes Schulmanagement stellt sie die einstmals berüchtigte Berliner Rütli-Schule und die IGS Göttingen vor. Dass unsere moderne, konkurrenzorientierte, enorm individualistische Gesellschaft selbst wesentlicher Teil des Problems misslingender schulischer Sozialisation ist, wird von der Autorin zwar immer wieder festgestellt. Aber nirgendwo überlegt sich die Verfasserin, wie man denn bei diesen am Bildungsprozess beteiligten Gruppen (Öffentlichkeit, Eltern, Schüler) ansetzen müsste. - Ein interessanter Diskussionsbeitrag, der freilich bei manchem Praktiker auf Widerspruch stoßen dürfte.
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Deutschland, deine Lehrer
Christine Eichel
Blessing (2014)
447 S.
fest geb.