Wilhelm Brasse - Der Fotograf von Auschwitz
Das Grauen zu dokumentieren, todgeweihte Häftlinge und neu ankommende Deportierte zur späteren Identifizierung und bürokratischen Abwicklung zu fotografieren, SS-Männer sowie SS-Helferinnen zu porträtieren, all das umfasste das Aufgabengebiet des Häftlings 593 Wilhelm Brasse, des Fotografen von Auschwitz. In diesem zutiefst bewegenden Buch rollen die Autoren Luca Crippa (Philosophie, Theologie) und Maurizio Onnis (Geschichte) diese Schicksalsjahre Brasses auf, dem seine befohlene Arbeit zu überleben half, auch wenn er dafür Kompromisse mit seinem Innersten eingehen musste. Der jeweiligen Prägung der beiden Verfasser ist auch geschuldet, dass Brasses Jahre in Auschwitz (1940-45) nicht als vornehmlich historisch zu wertende Tatsache mit persönlichen Erfahrungen gesehen werden, sondern als Prozess, in dem einerseits die Reflexion über das eigene Verhalten sowie über die auch ihn stets bedrohenden unmenschlichen Zustände, andererseits sein trotz großer Gewissensnot absoluter Wille, am Leben zu bleiben, zu den wichtigen Stabilitätsfaktoren wurden. Diese Ambivalenz wird besonders dann deutlich, wenn Brasse als Dokumentarfotograf zu den menschenverachtenden medizinischen Versuchen Dr. Mengeles, Dr. Kremers oder Dr. Claubergs beordert wird. Die große Ehrlichkeit in der ständigen Auseinandersetzung und Konfrontation mit dem grauenvollen Geschehen wird dem Leser mit einfachen Worten, aber sehr eindringlich vermittelt. Ein nachdenklich stimmendes Buch - gerade auch für junge Menschen. - Ein Muss für alle Bestände!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wilhelm Brasse - Der Fotograf von Auschwitz
Luca Crippa ; Maurizio Onnis
Blessing (2014)
335 S. : Ill.
fest geb.