Die große Mauer in den Köpfen
Obwohl China in den letzten 200 Jahren nahezu alle wichtigen gesellschaftspolitischen Konzepte des Westens übernommen hat, wie z.B. den Sozialismus, Marxismus, Kommunismus bis hin zum Kapitalismus, konnte sich der Individualismus und Liberalismus nicht durchsetzen. China ist von der konfuzianischen Humanität überzeugt und daher steht an erster Stelle das Kollektiv. Die Chinesen lehnen zwar den westlichen Begriff "Menschenrechte" nicht strikt ab, doch stellen sie diese aufgrund ihrer konfuzianischen Wertvorstellungen zugunsten der Gesellschaft und der staatlichen Ordnung hinten an. Xuewu Gu versucht, diese beiden Weltanschauungen zu erklären mit ihren politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Dass die beiden Machtbereiche trotz aller Vorbehalte auch schon voneinander gelernt haben, beweisen Ergebnisse auf dem Gebiet der Technologien oder der Medizin. Gu sieht darin reelle Chancen für eine kontinuierliche Fortsetzung und Ausweitung des gegenseitigen Austausches, ohne gänzliche Aufgabe der eigenen Grundsätze. Jede Seite solle jedoch bemüht sein, einen Weg zu einem interkulturellen Dialog zu finden. - Das Buch zeigt sehr deutlich die noch immer vorherrschenden Gegensätze zwischen China und dem Westen auf. Wenn auch nicht in unmittelbarer Zukunft, so hofft der Verfasser dennoch, dass in absehbarer Zeit eine für beide Seiten gewinnbringende Verständigung erzielt wird. Ein informatives und sehr zu empfehlendes Sachbuch.
Edith Schipper
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die große Mauer in den Köpfen
Xuewu Gu
Ed. Körber-Stiftung (2014)
214 S.
fest geb.