Anders in die Zukunft gehen
Sind Christen nur die Ewiggestrigen? Der katholische Theologe Norbert Scholl zeigt in seinem Buch, dass man auch oder gerade als aufgeklärter Zeitgenosse Christ sein kann. Nach einem kurzen Ausflug in Naturwissenschaften, Philosophie und Weltreligionen spürt er den Kernanliegen der Bibel nach. Dabei stellt er die soziale und ethische Dimension der Botschaft Jesu in den Vordergrund. Wesen der Religion ist für Scholl das Suchen und Fragen. Er kritisiert eine Theologie, die das "Bescheidwissen über Gott" (S. 42) für sich in Anspruch nimmt und fordert mehr Beweglichkeit der katholischen Kirche etwa bei der ökumenischen Mahlgemeinschaft oder dem Unfehlbarkeitsdogma, macht aber auch auf zukunftsweisende Verlautbarungen aufmerksam. Schwierige Begriffe wie Erbsünde oder Dreifaltigkeit versucht er, für heutiges Denken fassbar zu machen. Manche Glaubenssätze stellt er infrage, und nicht immer wird deutlich, was persönliche Sicht, theologische Strömung oder weitgehend Konsens ist. Übersichtlich gegliederter Einstieg (oder Wiedereinstieg) für Menschen, die sich über Christsein heute informieren wollen; allerdings nicht, wie das Geleitwort nahelegt, auf junge Menschen oder gar Jugendliche zugeschnitten. In größeren Beständen möglich.
Monika Graf
rezensiert für den Borromäusverein.
Anders in die Zukunft gehen
Norbert Scholl
Bonifatius (2018)
208 S.
kt.