Schonzeiten

Die letzten aufregenden Jahrzehnte noch einmal im Schnellkurs vorbeiziehen zu lassen mit den Augen eines Schriftstellers, der Kontakt zu namhaften Zeitgenossen hatte, hat einen eigenen Reiz. Mit vielen kleinen Kapiteln fügt sich der Lebensbogen von Schonzeiten der Kinderzeit unter Hitler, dem Leben im sozialistischen und im wiedervereinten Deutschland zu einem Kaleidoskop sehr persönlicher und zugleich repräsentativer Einzelerlebnisse. Viele davon entstammen dem Kulturbetrieb in der DDR. Der Leser begleitet einen herrschaftskritischen feinen Beobachter, der öfter auch vom sozialistischen ins kapitalistische Vaterland reisen durfte. Die Wiedervereinigung ermöglichte ihm, endlich seine östliche und seine westliche Existenz zu einer Identität zu vereinen. Stilistisch variieren die einzelnen Abschnitte zwischen kurzen brillanten Situationsskizzen und knappen, aber kräftigen Charakterisierungen. Die eigene Person, pazifistisch-sozialistisch geprägt, ist immer Teil des Geschehens, wird aber nicht in den Vordergrund geschoben. Schade ist, dass der Leser von Rolf Schneiders eigenen Werken kaum etwas erfährt.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Schonzeiten

Schonzeiten

Rolf Schneider
be.bra (2013)

316 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 575080
ISBN 978-3-89809-102-2
9783898091022
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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