Indische Erzählungen
Mal tragisch, mal ironisch und mal mystisch zeichnet der Literaturpreisträger Rudyard Kipling ein Bild der britischen Gesellschaft im Kolonialreich Indien. Tragisch: die Liebe eines indischen Offiziers zu einem indischen Mädchen und zu ihrem gemeinsamen
Kind, die einer Pestepidemie zum Opfer fallen. Ironisch: die Geschichte eines Amulettes, das aus einem widerlichen Zwerg kurzfristig einen erfolgreichen Liebhaber macht. Und mystisch schließlich die Geschichte der Geisterrikscha, in der die verschmähte Braut nach ihrem Tod dem untreuen Bräutigam begegnet und ihn ebenfalls in den Tod treibt. Typisch für Kipling ist seine Sensibilität für die indische Kultur und die Gegensätzlichkeiten zur Kultur der Kolonialherren. Er bewertet nicht, er setzt sich vor allem mit der menschlichen Seite von Liebe und Leidenschaft auseinander. Der Vortrag erinnert dann auch an einen eher schlichten Märchenerzähler, der ohne Pathos eine eigene Welt erschafft.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.

Indische Erzählungen
Rudyard Kipling. Mit Ulrich Noethen
Der Audio Verl. (2006)
2 CD (ca. 144 Min.)
CD