Lieber Matz, Dein Papa hat 'ne Meise
Hier versucht ein Patient einer psychiatrischen Klinik seinem Sohn (dem Hörer und sich selbst) - das Unbegreifliche verständlich zu machen. Der Autor, gefeierter Theaterregisseur, leidet an einer bipolaren Störung - früher als manisch-depressiv
bezeichnet. In autobiografischen Briefen an seinen Sohn setzt er sich mit seiner Erkrankung auseinander - wie es dazu kam, der Alltag in der Klinik, die Wege der Heilung. Und er versucht seinem Kind das Unbegreifliche eines nicht der Norm entsprechenden Gehirns begreifbar zu machen. Das Besondere ist der offene, manchmal selbstironische Umgang mit der Erkrankung. Der Autor erkennt die vielen seelischen Verletzungen, die er anderen zugefügt hat. Er beschreibt seine Allmachtsfantasien und überbordende Arbeitswut während der manischen Phase und den Absturz in die depressive Phase. Und am Ende steht die Erkenntnis, dass nicht berufliche Erfolge ihn heilen, sondern nur die Liebe, in diesem Fall die Liebe zu seinem Sohn und auch zu dessen Mutter. Die Geschichte könnte Betroffenen und deren Angehörigen und Freunden dabei helfen, diese psychische Störung besser zu verstehen. Für diesen Personenkreis und für alle psychologisch Interessierten eine klare Empfehlung.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.

Lieber Matz, Dein Papa hat 'ne Meise
Sebastian Schlösser. Gelesen von Andreas Fröhlich
Hörbuch Hamburg (2011)
3 CDs
CD