Frösche

In mehreren Briefen berichtet der Erzähler seinem japanischen Freund vom Leben seiner Tante Gugu, einer zunächst hochgeachteten und in moderner Geburtshilfe geschulten Hebamme im chinesischen Gaomi der 1950er. Doch dann führte China die Ein-Kind-Politik Frösche ein. Als linientreue Kommunistin wurde Gugu nunmehr zur Handlangerin der Parteiführung in Peking und führte im festen Glauben an die Richtigkeit der staatlichen Entscheidungen Zwangssterilisationen, Zwangseinsetzungen der Spirale und sogar Zwangsabtreibungen durch. Eigene Gefühle und ihr Gewissen blendete sie aus, auch wenn jetzt unter ihrer Hand unzählige ungeborene Kinder und Frauen starben und Familien ins Unglück gestürzt wurden. Erst im Alter quälen Gugu die Erinnerungen an ihre Taten von einst und sie sucht nach Vergebung. Auch den Erzähler plagen Schuldgefühle. Er fühlt sich verantwortlich für den Tod seiner ersten Frau, die während einer Abtreibung verstarb, zu der er sie selbst aus Sorge um sein weiteres beruflichen Fortkommen gezwungen hat. - Ein beindruckendes Werk mit autobiografischer Anlehnung, das die Entwicklung einer traditionell verhafteten Gesellschaft unter dem Diktat staatlicher Geburtenkontrolle und das Auflehnen hiergegen beleuchtet. Daneben widmet es sich ausgiebig der Frage nach persönlicher Schuld und Entschuldbarkeit für begangenes Unrecht. Ausgezeichnet gelesen von Gert Heidenreich, dem es gelingt, den Hörer über das gesamte, recht lange Hörbuch zu fesseln. Gerne empfohlen.

Sylvia Steinbach

Sylvia Steinbach

rezensiert für den Borromäusverein.

Frösche

Frösche

Mo Yan. Gelesen von Gert Heidenreich
Hörbuch Hamburg (2013)

8 CD (ca. 627 Min.)
CD

MedienNr.: 574350
ISBN 978-3-89903-852-1
9783899038521
ca. 24,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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