Gloaming

Seltsame Wesen wandern durch Straßenzüge, nisten sich in Vorgärten ein, schweben über Dächer, streunen durch Wälder. Ihre Körper sind teigig, stark behaart oder ganz nackt, sie gleiten aufeinander zu, befingern sich, nehmen wortlos Kontakt auf. Gloaming Als Leser fühlt man sich wie in einem Albtraum, der Vertrautes mit Fremdem konfrontiert, und dessen entsetzlichem Sog man sich kaum entziehen kann. Diese Graphic Novel - eher eine Ansammlung von Szenen als eine Story - spielt mit den Gegensätzlichkeiten von Sanftheit und Schock. Die minutiös gezeichneten Blätter erzählen mit spröder Melancholie von einer tiefen Beunruhigung, die sich als Depression manifestiert. Hier liegen eindringliche, ja großartige Zeichnungen in einem aufwendig und schön gestalteten Buch vor. Auf jeder Seite wird auf Mysterien verwiesen, die sich aus unserem Alltagsleben speisen. Man kennt solche Effekte bspw. aus den Filmen von David Lynch: der leise Horror dieser metamorphotischen Szenen zielt auf eine Angstlust, welche die Lektüre dieses Buches beinahe zu einem körperlichen Erlebnis werden lässt.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Gloaming

Gloaming

Keaton Henson
Luftschacht (2017)

[56] Bl. : überw. Ill.
fest geb.

MedienNr.: 590952
ISBN 978-3-903081-17-8
9783903081178
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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