Der Fotograf von Mauthausen
Als US-amerikanische Soldaten die Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen befreiten, waren unter diesen auch viele Spanier. Sie hatten, wie Francisco Boix, gegen Franco gekämpft, waren nach Frankreich geflohen und von den deutschen Besatzern interniert worden. Boix war Fotograf gewesen und erlangte durch seine Assistenz im Fotolabor des Lagers Privilegien. Diese nutzte er, um Fotografien von Opfern zu sammeln und schließlich aus dem Lager zu schmuggeln. Doch diese Aktivitäten brachten ihn und seine Mitgefangenen in Lebensgefahr. Bei den Nürnberger Prozessen konnte Boix jedoch mithilfe dieser Fotos Täter identifizieren. Diese groß angelegte Graphic Novel erzählt die authentische Geschichte von Boix, sie schildert das Leben und Sterben im Arbeitslager und sie beleuchtet auch sehr detailliert die Konflikte unter den Häftlingen. Die Angst vor den brutalen Racheaktionen der Nazis liegt wie ein schrecklicher Schatten über allen Szenen. Von den NS-Verbrechen in Bildern zu erzählen, ist heikel; hier konnten sich die Illustratoren tatsächlich auf die Zeugenschaft der vorhandenen Fotos stützen. Die Dramaturgie der Geschichte, die Verschachtelung im Bildaufbau und markante Nahaufnahmen lassen die Leser/-innen atemlos das Schicksal von Boix und seinen republikanischen Genossen verfolgen. Zur Klärung der Hintergründe ist das "historische Dossier" im Anschluss wesentlich. Aufsätze zur speziellen Lagersituation, zur Existenz der vielen Fotografien und schließlich auch zur fatalen Lage der spanischen Republikaner (die nach 1945 ins "zweite" Exil gehen mussten), bieten viele wertvolle Informationen. Insofern werden hier Zeitdokumente aufbereitet, wobei die spezielle mediale Form besonders geeignet ist, unter Jugendlichen für historische Aufklärung zu sorgen.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Fotograf von Mauthausen
Salva Rubio ; Illustration: Pedro J. Colombo ; Übersetzung: Leo Gürtler
bahoe books (2021)
159 Seiten : farbig
fest geb.