Zenobia
Als die Lage für die syrische Bevölkerung durch den Krieg immer bedrohlicher wird, beschließt Aminas Onkel, mit dem Mädchen zu fliehen. Ihre Eltern waren von Besorgungen nicht heimgekehrt; Amina ist Vollwaise, ohne dies zu wissen. Die Plätze auf dem Flüchtlingsboot sind teuer, der Onkel kann nur für Amina zahlen. So endet Aminas junges Leben bei einem Unglück im Mittelmeer. - Die Graphic Novel widmet sich hauptsächlich der kindlichen Perspektive, den Erinnerungen des Mädchens und ihrer Idealisierung der antiken Heldin Zenobia. Von dieser syrischen Kaiserin hatte ihr die Mutter viel erzählt und in ihrer Not klammert sich das Mädchen an die Vorstellung der tapferen und siegreichen Frau. Auf das Mindeste beschränkt sind die knappen Dialoge und der innere Monolog Aminas. Den Bildern wird die Hauptlast der Erzählung anvertraut. Dabei ist der Zeichenstil so harmonisch und konventionell, dass er die Wucht des Schicksals kaum zu übertragen vermag. Ein weicher, fast süßlicher Strich umfängt die Figuren, sodass ihr Leid vom Leser eher imaginiert werden muss, als erfahrbar zu werden. Dennoch: die Wahl des Themas verdient Respekt, weil hier der Fokus auf dem Schicksal und der Innenwelt einer einzelnen, schutzlosen Figur liegt.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Zenobia
Dürr ; Horneman
bahoe books (2019)
97 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.