Irgendwie überlebt
Zeitzeugen, die das Grauen des Zweiten Weltkriegs miterlebt haben, gibt es wohl nur mehr wenige. Klaus G. Förg hat einige "aufgespürt" und lässt sie erzählen, sich den Schmerz, die Angst und Schuld von der Seele reden. Empfindungen, die im Vordergrund der Erinnerung stehen, Hass ist nicht herauszulesen, denn die jungen Wehrmachtssoldaten waren ja alle "nur" Befehlsempfänger. Daher auch die resignative, oft gebetsmühlenartig wiederholte Erklärung: "Wir mussten ja - es blieb uns nichts Anderes übrig. Sonst wären wir selbst draufgegangen." Und so wurden sie zu Mittätern, die verletzten, mordeten, brandschatzten und plünderten. Sie erinnern sich an die Entbehrungen, die sie selbst hinnehmen mussten, die Sehnsucht nach ihren Lieben und die ferne Heimat, und sie leiden - hochbetagt - noch heute an ihrer Schuld, an den grauenvollen Erlebnissen, die sich in ihr Gedächtnis eingebrannt haben. Der Leser erfährt in diesem Buch aber auch vieles vom Leben vor dem unseligen Krieg, von behüteter Kindheit auf einem Bauernhof, während der Nationalsozialismus aufkommt. Das letzte Kapitel des Buches mag als "versöhnlicher Schluss" gedacht sein. Hier erzählt eine Norwegerin von ihrer Liebe zu einem deutschen Wehrmachtssoldaten, die gar in ein "Happy End" mündet. - Ein aufrüttelndes Zeitdokument und eine großartige Mahnung, für jeglichen Bestand zu empfehlen.
Sabine Tischhöfer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Irgendwie überlebt
Klaus G. Förg
Rosenheimer (2019)
252 S. : Ill.
fest geb.