Double Negative
Neville Lister wächst in Zeiten der Apartheid in Johannesburg auf, kann sich aber für nichts begeistern und bricht sein Studium ab. Die Eltern bringen ihn dazu, einen Tag lang den berühmten Fotografen Saul Auerbach zu begleiten und seine Arbeit zu beobachten. Zwei Häuser werden fotografiert; die Fotografen versuchen, die Geschichte der Objekte zu erraten. Das Fotografieren beginnt Neville zu faszinieren: die langsame Beobachtung, das soziale Engagement Auerbachs. Nach zehn Jahren im Exil in London kehrt er nach Ende der Apartheid zurück und besucht den Ort, an dem er mit Auerbach begonnen hat zu fotografieren. - Neville erzählt seine Geschichte im Rückblick, beschreibt sich als unsicheren langhaarigen Jungen, der sich seines Weißenprivilegs durchaus bewusst war, ohne sich engagieren zu wollen. Der Autor verwendet eine raffinierte Technik: "Listers Rückkehr an die Orte, die er ... mit Auerbach besuchte und seine Überlagerung zweier Erinnerungsschichten an ein und demselben Ort in Johannesburg sind ebenso eine Doppelbelichtung" (Teju Cole im Vorwort) wie das fotografische Ereignis. In einer digitalen Zeit setzt er der alten Technik des Fotografierens ein Denkmal. Anspruchsvoll, eine Entdeckung wert. (Übers.: Thomas Brückner)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Double Negative
Ivan Vladislavic
A1-Verl. (2015)
251 S.
fest geb.