Stilles Theater
Eindrücke beim Spaziergang werden erlebt wie Naturschauspiele mit agierendem Wind, herandrängenden Wolken, sich befreiendem Mond oder mit dem Nebelgestalter November, dem sich das Publikum aber verschließt; der Morgen erscheint wie der Theateranfang, wenn der Vorhang zurückgezogen wird. Personifikation und Metapher lassen ein menschliches Handeln in der Natur entstehen, das sich wie eine Theaterszene dem Betrachter erschließt. Vertraut und nah erscheint damit die Natur, betrachtet und erlebt mit den Augen des Lyrikers und ehemaligen Pastoralreferenten Friedrich Hirschl. In wenigen kurzen (Vers-)Zeilen gewinnt er mit einprägsamen Bildern, einfacher Sprache und freier rhythmischer Gestaltung rasch den Zugang zu den Herzen der Leser. Kein Schwärmen, nichts Sentimentales findet sich in diesen kurzen Gedichten. Diese fügen wie in modernen Gedichten üblich eher bruchstückhaft nüchtern gesehene Beobachtungsmomente aneinander, die sich abschließend zu einem lyrischen Bild formen. Hirschl setzt damit Thema und Gestaltung seines letzten, recht erfolgreichen Gedichtbandes "Flussliebe" fort. - Für Lyrikreunde höchst empfehlenswert.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Stilles Theater
Friedrich Hirschl
Ed. Lichtung (2017)
138 S.
fest geb.