Mu, Wolken und Schlangenglück
Mu und seine drei Brüder verdienen dadurch Geld für die Familie, dass sie im Müll und in den Straßen Kairos nach wiederverwertbaren Dingen suchen, doch Mu interessiert sich mehr für die Farben und Formen des Himmels. "Mu Wolkenfresser, vom Fragen
und Gucken wird man nicht satt!" ist der brutal pragmatische Ansatz der Brüder. Traurig und voller Angst vor Schlangen stochert Mu im Müll; doch die Schlange, die ihm begegnet, bringt ihm Glück: Er findet eine Flöte, mit der er zauberhafte Melodien spielen kann. Die Brüder wollen ihm die Flöte abnehmen, doch Mu kann mit Hilfe der Mutter eine Frist aushandeln. Eine zweite Begegnung mit der Schlange beschert ihm ein Fundstück, das die Brüder eine Weile zufriedenstellt. Und als er beim dritten Mal gar die Angst vor der Schlange überwindet, kann sein Flötenspiel und der Tanz der Schlange die Zuhörer begeistern und er verdient viel Geld. Jetzt sind auch die Brüder davon überzeugt, dass man mit Kunst und schönen Dingen ebenfalls Geld verdienen kann. - Die märchenhafte Geschichte erinnert an Lionnis Frederik und appelliert an den Leser, den Sinn für die Kunst und das Geistige nicht als einen Luxus zu betrachten, den sich nur der volle Bauch leisten kann, sondern als etwas ureigen Menschliches, das ihn leben lässt. Zugleich wirft sie einen Blick auf Kinder, die in armen Ländern ein hartes Los haben. Das Buch erscheint in der Reihe DIX LitLe, das sich bewusst gegen die vielfach üblichen "Stufenmodelle" für Erstleser entscheidet und künstlerisch anspruchsvolle Titel bietet, die die ganze Grundschulzeit über attraktiv bleiben. Das eigenwillige Konzept schließt auch eine ansprechende Qualität der vielfach ganzseitigen farbigen Abbildungen ein - insgesamt sehr überzeugend und ausdrücklich zu empfehlen!
Birgit Karnbach
rezensiert für den Borromäusverein.

Mu, Wolken und Schlangenglück
Andrea Karimé ; Sabine Rixen
DIX (2013)
Dix LitLe
38 S. : zahlr. Ill. (farb.)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 7