Wenn München seinen Wirtshaus-Ruf verbessern will, so hat noch vieles zu geschehen

Noch eines der ungezählten München-Breviere? Durchaus und auch von historischem Ruf. Das Ärgernis, das dieses Pamphlet sicher auch erzeugen will, fängt schon bei dem umständlichen Titel an und der unklaren Verfasserschaft (vom Herausgeber ist keine Rede). Genau genommen bündelt dieses Brevier drei in der Tonart ähnliche Schmähschriften des 19. Jh. (die damals auch berüchtigt waren): eine plumpe Abrechnung (Desavouierung) der Münchner von einem reisenden Franzosen (Victor Tissot) 1876, eine unmittelbar darauf folgende anonyme Entgegnung, genannt 'Anti-Tissot' - welche allerdings eher noch derber/ "gscherter" die Bayern verspottet - sowie ein eher biederes Traktätchen über die 'Bier- und Bockstadt' von einem gewissen Hans Träumer (sic!) von 1854. Was weiter zur Verwirrung beiträgt sind die französischen Original-Überschriften: "Les Prussiens en Allemagne" (dem 'Milliardenland'?) und "Munich et les Munichois". Das ebenfalls anonyme Vorwort erklärt die meist willkürlichen, selbst damals kaum faktengerechten Karikaturen der Autoren mit der Niederlage der Franzosen im 1870-Krieg, die es nach Rache der kultivierteren Nation gelüstete, auch um einen patriotischen Skandal hervorzurufen. Nun sind unter den Verunglimpfungen auch Teilwahrheiten wie: "Die Salvator-Saison mit dem sehr zweifelhaften Gott-Vater-Bier fördert unstreitig die Trunkenheit!" - oder das Bismarck zugeschriebe Bonmot: "Der Bayer ist ein Zwischending zwischen dem Österreicher und dem Menschen!" Manche Beobachtungen sind platt, mitunter beleidigend bzw. aus Ignoranz und Überheblichkeit formuliert worden, gewiss - doch dürfte diese schmale (keine 70 Seiten!), blauweiß kartonierte Bändchen auch 2018 zur amüsanten Plauderei beitragen, das klassische clichés zu bestätigen scheint, zum Widerspruch reizt. So entbehrt auch die aufschneiderische Titulierung "ein literarisches Stadtporträt" nicht ironischen Witzes, für uns aufgeklärte, politisch korrekte Liebhaber Münchens.