Im Land der verlorenen Erinnerung
Ein Wesen - halb Hund, halb Katze - erzählt von seinem Leben in einer diktatorischen Gesellschaft. Bei einem Attentat hat er sein Gedächtnis verloren; nur mühsam findet er sich in seinem Alltag zurecht. Die Merkwürdigkeiten, die ihm und seinen Mitbürgern zustoßen, werden zwar zur Kenntnis genommen, aber niemand scheint sich zu wundern oder aufzubegehren. Dennoch versucht er, den Repressalien zu entfliehen, die sich auch gegen die Träume von einem besseren Leben richten. Nur mit zwiespältigen Gefühlen kann man dieser Geschichte begegnen: zum einen ist der Sog der Bilder stark - kaum vermag man sich den melancholischen Szenen zu entziehen. Andererseits ist die Sprache des Textes nur wenig in künstlerische Fassung gebracht worden - unscharf und voller Widersprüche werden die Geschehnisse geschildert. Auch ist der namenlose Gegner, die Diktatur, verschwommen benannt und kaum an reale Sachverhalte anzubinden. Es hätte hier mehr Klarheit und Formgestaltung bedurft, um die Leser zu fesseln. Ein fader Geschmack bleibt und die Frage nach dem letzten Sinn, der Stoßrichtung dieser Graphic Novel.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Im Land der verlorenen Erinnerung
Text von Carl Norac. Bilder von Stéphane Pouli
Jacoby & Stuart (2011)
123 S. : überw. Ill. (überw. farb.)
fest geb.