Die letzten Tage von Stefan Zweig

Immer wieder blickt der Schriftsteller Stefan Zweig den Leser dieser Graphik Novel an. Eine tiefe Traurigkeit liegt in diesem Blick, auch wenn die äußeren Umstände optimistisch stimmen könnten: Er befindet sich mit seiner zweiten Frau auf dem Weg Die letzten Tage von Stefan Zweig ins brasilianische Exil, hat seine österreichische Heimat wegen der Verfolgung durch die Nationalsozialisten verlassen - er ist Jude. Seine Bücher sind erfolgreich, seine finanzielle Lage ist gut, und er erntet immer wieder Anerkennung für sein Werk. Sein Haus in Brasilien, in Petropolis, bietet viele Annehmlichkeiten. Auch hier hat er treue Freunde. Aber die tiefe Trauer um den Verlust einer kulturell glanzvollen Epoche in Wien, seiner Heimat, seiner Familie und Freunde kann niemand vertreiben. Grafisch nutzt der Illustrator eine düstere, braun-orangefarbene Farbgebung, die auch heitere Szenen dominiert. Schon bald wird klar, dieser Mensch sieht in seinem Exil keine Hoffnung mehr. Als er nach dem Fall Singapurs durch die Japaner auch seine neue Heimat endgültig verloren glaubt, fasst er den Entschluss zum Selbstmord zusammen mit seiner geliebten Frau. Diese letzte Szene wird pathetisch überhöht und könnte als Glorifizierung dieses Freitodes verstanden werden. Die übrigen Seiten zeigen hingegen eine psychologisch interessante Annäherung an den Dichter, Pazifisten und Menschen, dem brutale Machthaber seine Heimat und damit seine Lebensgrundlage geraubt haben.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Die letzten Tage von Stefan Zweig

Die letzten Tage von Stefan Zweig

Zeichn.: Guillaume Sorel. Text: Laurent Seksik
Verl.-Haus Jacoby & Stuart (2012)

85 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.

MedienNr.: 572400
ISBN 978-3-941787-78-0
9783941787780
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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