Bittere Bonbons

Die Anthologie versammelt ausschließlich Geschichten georgischer Autorinnen, die nach 1968 geboren wurden und Sowjetgeorgien und die Bürgerkriegsjahre nicht bewusst erlebt haben. Das schafft Distanz. Den Anfang macht die in Deutschland bekannteste Bittere Bonbons georgische Autorin, Nino Haratischwili, deren neuester Roman "Die Katze und der General"(BP/mp 18/938) für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Mit ihrer Geschichte "Diese Welt haben wir nicht erfunden" macht sie die Leser mit der Markenwelt der georgischen Sowjetzeit vertraut. Nachhaltig beeindruckend ist die Erzählung "Das dreizehnjährige Mädchen, die Rattenpfoten und der Apfel" von Nino Tarchnischwili, in der ein Mädchen in ein Gespräch mit ihrem erhängten Vater tritt, der kurz davor ihre Mutter ermordet hat. Femizide sind offenbar ein verbreitetes Phänomen in Georgien. Komödiantischer geht es in Rusudan Ruchadses Geschichte "In Forzas Fängen" zu, in der sich während einer nächtlichen Zugfahrt der Anführer einer Diebesbande in Anastasias Coupé einquartiert und sich als ihren Ehemann ausgibt. Aus Rache an ihrem eigenen untreuen Mann geht sie auf den Schwindel ein. Wie in der titelgebenden Erzählung "Bittere Bonbons" stehen auch hier Erdbeeren für Erotik und Begehren. - Der Geschichtenband ist bestens geeignet, sich in die Literatur des Gastlandes der Frankfurter Buchmesse 2018 einzulesen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Bittere Bonbons

Bittere Bonbons

hrsg. ... von Rachel Gratzfeld. [Nino Haratischwili ...]
Ed. fünf (2018)

256 S.
fest geb.

MedienNr.: 595189
ISBN 978-3-942374-93-4
9783942374934
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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