Jedes Ding an seinem Platz
In neun Erzählungen fasst Anneloes Timmerije das Allzumenschliche und fokussiert dabei fast unmerklich Abgründiges und Unausgesprochenes, Wesentliches und Überlebenswichtiges. Die Geschichten erzählen von einem Sohn, der die Metzgerei seiner Eltern übernimmt und in Heim und Laden nichts verändern kann, um die Abwesenheit seiner Eltern nicht zu spüren, bevor eine Frau fast unmerklich, jedoch doch nicht unmerklich genug, beginnt, sein Leben zu bewegen. Ein paar Seiten weiter wird der geliebte und bewunderte Großvater betrauert, wieder ein anderes Kapitel erzählt von den Gedankenblasen eines Todgeweihten. Andere Figuren lassen auf ein Leben zurückblicken, bedauern ungelebte Möglichkeiten, bewerten das Gelebte. Während der Lektüre tun sich plötzlich neue Räume auf, stehen doch die Erzählungen hier und dort in Bezug zueinander und erhellen oder entlarven dadurch Perspektiven der Figuren. Timmerije entschlüsselt damit literarisch ihre Episoden leise, unauffällig und bemerkenswert. Eine ganz besondere Lektüre. Sehr empfehlenswert. (Übers.: Bettina Bach)
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Jedes Ding an seinem Platz
Anneloes Timmerije
Ed. fünf (2018)
192 S. : Ill.
fest geb.