Hinter Gottes Rücken

Dieses Buch ist eine kleine Wiederentdeckung. Der Autor, Bastian Müller (1912-1988), war vor 1945 Soldat und hat 1947 einen Roman über seine Kriegs- und Nachkriegserfahrungen publiziert. Das Buch wurde als Antikriegsroman kontrovers aufgenommen, Hinter Gottes Rücken Müller war Gast der damals tonangebenden "Gruppe 47", verschwand aber Ende der 1940er Jahre von der literarischen Bildfläche. Lesenswert ist die Erzählung, weil sie ihre Hauptfigur Wilhelm an dem Gelübde misst, das sie früh abgelegt hat: keinen Menschen zu töten und friedfertig zu bleiben. Dieser Grundwert muss sich unter Bombardierungen, in Goebbels' Filmstudios, wo Wilhelm als Dramaturg arbeitet, angesichts von Vorgesetztenwillkür und Flüchtlingselend, bewähren. Der Roman ist in drei Teile, vor, während, nach dem Krieg, strukturiert und endet nach nihilistischen Graben-Erfahrungen mit einer hoffnungsvollen Perspektive: Es ist der Appell, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Der Stil erinnert an Hemingway, die Sprache, die die "Linien der Zerstörung" innen wie außen nachzeichnet, an Wolfgang Borchert. Ein Roman, der den Leser hinter Gottes Rücken führt, aber seine Figur auch in schlimmsten Situationen zwischen Gut und Böse unterscheiden lässt. Empfehlenswert.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Hinter Gottes Rücken

Hinter Gottes Rücken

Bastian Müller
Donat Verlag (2020)

227 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 602307
ISBN 978-3-943425-12-3
9783943425123
ca. 14,80 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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