Berlin 1931

Philip Hewitt spielt ein gefährliches Spiel: als Polizeispitzel soll er die Pläne einer kommunistischen Gruppe verraten, während er genau diese mit Geld und Informationen unterstützt. Mit Martha, einer jungen Berliner Jüdin, reist er nach Rügen Berlin 1931 und wird dort mehr noch als in Berlin mit antisemitischen Ressentiments konfrontiert. Seine und Marthas Flucht nach England gelingt nur knapp. Welche Stimmung herrschte gegen Ende der Weimarer Republik, welche Gefahren drohten denen, die den Nationalsozialisten kritisch gegenüberstanden, wie reagierten Juden auf Angriffe? Die Graphic Novel beantwortet diese Fragen, indem sie den Betrachter fast ohne Distanz in das Geschehen hineinzieht, ihn in seelische Abgründe schauen lässt und die politisch so aufgeladene Zeit in fulminanten Bildern wiedergibt. Die Spionagegeschichte liefert mehr als nur spannende Szenen in dubiosen Settings, sie erlaubt eine mehrschichtige Perspektive auf die politischen Strömungen dieser Zeit und die Motivation ihrer Protagonisten. Es sind diese berauschenden Bilder, die in expressivem Duktus die Verwerfungen vor Augen führen. Mit souveränem Griff bedient sich der Zeichner bei den Großen der jüngeren Kunstgeschichte: Grosz, Dix, Kitaj, Marlene Dumas. Jedes Panel birgt ein Rätsel und die Lösung im Kern der Geschichte. Dass der Verlag sich zu dieser Neuauflage entschlossen und sie in eine so würdige buchgestalterische Form gebracht hat, mag auch als Bekenntnis zu werten sein und wird an aktueller Zeitgeschichte interessierte Leser besonders ansprechen.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Berlin 1931

Berlin 1931

Text: Felipe H. Cava. Zeichn: Raúl
Avant-Verl. (2018)

75 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.

MedienNr.: 594742
ISBN 978-3-945034-92-7
9783945034927
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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