Drei Wege

Die Graphic Novel verfolgt die Lebensläufe von Ida, Marlies und Selim in Berlin. Während Ida 1918 als Dienstmädchen kaum eigene berufliche Perspektiven entwickeln kann, hat Marlies 1968 zwar mehr Möglichkeiten, muss aber ihre Ausbildung erst bei ihren Eltern durchsetzen. Dagegen ist Selims Zeit nach dem Abitur von größter Freiheit geprägt. Dass ihr die Welt offen steht, erlebt sie zunächst als Belastung. Es ist ein interessantes Konzept, das letzte Jahrhundert über drei Frauenbiografien Revue passieren zu lassen. Die Entwicklung von einer autoritären zur freiheitlichen Gesellschaftsform lässt sich in dieser Graphic Novel gut verfolgen, wobei die historisch-politischen Ereignisse zwar als Hintergrundgeräusche ablaufen, aber doch direkt in das Leben von Ida und Marlies eingreifen. Was die beiden an Frauenrechten für Selim erkämpft haben, ist dieser kaum bewusst. Die zarten Bleistiftzeichnungen vermitteln sehr gut, dass im Leben dieser drei Frauen bei allen Umbrüchen vieles in der Schwebe ist. Dennoch: ein paar starke, pointierte Setzungen (auch in den Dialogen) hätten dieser Arbeit gut getan.