Auerhaus

Nach Frieders missglücktem Selbstmordversuch steht die Entscheidung an - Nervenheilanstalt oder Wohnen mit Freunden. Schnell sind der Ich-Erzähler Höppner und weitere Jugendliche dazu bereit das Experiment zu wagen und ziehen in "our house" oder Auerhaus Auerhaus, wie es bald von allen genannt wird. Dort versuchen sie ein Leben zu verwirklichen, das sich abseits vorgezeichneter Wege bewegt, abseits von "Birth-School-Work-Death". Ein starker Zusammenhalt entsteht durch die Freundschaft und durch Aktionen gegen Institutionen, Symbol jener verhassten, vorgezeichneten Lebenswege. Dass dabei Ladendiebstahl und Kiffen zum Alltag werden, schmiedet die Wohngemeinschaft zusammen, glorifiziert m.E. fragwürdiges Verhalten. Die vielen positiven Aspekte vom Wert der Freundschaft und Verantwortung für die Freunde werden durch das Verherrlichen nonkonformistischer und gleichzeitig gesetzeswidriger Handlungen oft zerstört; denn fast immer werden durch solche Handlungen andere geschädigt. Als am Ende die WG auseinanderfällt zeigt sich, wie brüchig die Rettung Frieders war - er vollendet seinen Suizid. Für Erwachsene und verantwortungsbewusste Jugendliche kann diese Lesung durchaus Impulse zum Überdenken sinnvoller und unsinniger Normen geben, vor allem aber zu Themen wie Freundschaft und Verantwortung für Mitmenschen. (Doch hier zeigt sich m.E. die Fragwürdigkeit; denn es sind nicht alle Mitmenschen damit gemeint, nur die, die den Vorstellungen des Autors entsprechen. Alle anderen werden völlig selbstverständlich mit Hohn, Spott und Verachtung bedacht.) Für einige Leser könnte der propagierte Spaßfaktor bei der Auflehnung gegen Autoritäten zur Nachahmung anregen. Bedingt empfehlenswert.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Auerhaus

Auerhaus

Bov Bjerg. Gelesen von Robert Stadlober
Aufbau (2015)

Aufbau audio
6 CD
CD

MedienNr.: 582791
ISBN 978-3-945733-11-0
9783945733110
ca. 16,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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