Das verschwundene Kind
Mit der Krippe zu spielen, gehört eigentlich zu den weihnachtlichen Vergnügungen. Doch als das Mädchen bemerkt, dass das kleine Jesuskind verschwunden ist, verfolgt dieser Schrecken sie bis in den Traum. Die Suche nach dem Kind verwandelt sich in eine Flucht vor dem Krieg. Auch die Weihnachtsgeschichte ist eine Fluchtgeschichte, was bei aller Freude über das winterliche Fest nicht zu vergessen ist. Das großformatige Bilderbuch lenkt den Blick der Kinder auf dieses Thema. Das geschieht sprachlich in schmalen Textzeilen, illustratorisch in sehr wirkungsstarken Bildern. Aus dem gemütlichen und klar strukturierten Heim fällt die Hauptfigur in eine Atopie, die von Leerstellen, harten Kontrasten und Diagonalen beherrscht wird. Kometen können als Gewehrfeuer gelesen werden, Armut, Gefahr und Unbehaustheit erscheinen ästhetisch kaum abgemildert. Für Kinder im Bilderbuch-Alter wird dies womöglich nicht leicht zu verkraften sein, zumal sie von der Aktualität des Themas wissen werden. Unbedingt sollten erwachsene Vorleser versuchen, die Kinder bei diesem Buch zu begleiten.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Das verschwundene Kind
Tàssies
Ed. Bracklo (2018)
[14] Bl. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 6